25. Dezember 2009

Ende eines großen Missverständnisses: Wie die Schildkröten in ihre Panzer kamen

Kategorie: Reptilien NewsTags: , – Autor: admin – 21:37

schildkroeten

Eigentlich ist der Sachverhalt jedem Terraristikfreund mit Hang zu den Testudinata sonnenklar: Schildkröten mit ihren im gesamten Tierreich einzigartigen Rücken- und Brustpanzern verdanken eben diese Panzer einem speziellen Wachstum bestimmter Arten von Knochen, die in der Haut der Schildkröten liegen. Aber eben genau diese Annahme hat sich als genauso verbreitet wie falsch erwiesen, legt man die aktuellen Forschungsergebnisse einer Gruppe japanischer Wissenschaftler zugrunde. Und hier scheint es tatsächlich so zu sein, dass der Panzerbildung völlig andere Prozesse zugrunde liegen.

Schildkröten haben die Wissenschaft schon immer vor Rätsel gestellt, da sich ihr Bauplan doch so vollständig von allen anderen Wirbeltieren unterscheidet, dass Vergleiche mit diesen eben schnell an natürliche Grenzen stoßen. Lange Zeit wurde es als gegeben angesehen, dass der Schildkrötenpanzer auf eine ganz ähnliche Weise entsteht, wie dies bei den Schuppenpanzerungen der Krokodile der Fall ist. Mangels anderer Erkenntnisse wurde diese These weitestgehend als die wahrscheinlichste akzeptiert – nun stellt sich allerding heraus, dass es sich hier um einen vollständigen Irrtum handelt, denn es wurde erstmals sehr eindeutig festgestellt, woher die Wachstumsimpulse für den Panzer kommen. Erstaunlicherweise kommen sie aus den Rippen der Schildkröte und sie werden bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt bei der Entwicklung der Schildkröten im Ei ausgesendet. Dies geschieht mit der Hilfe bestimmter chemischer Substanzen, spezieller Botenstoffe, die eine Verknöcherung umliegender Strukturen anregt. Genau durch diesen Vorgang bildet sich der Panzer des Reptils, dessen Rippen dabei fest in den Panzer eingeschlossen werden. So können sich die Rippen auf dem Rücken ausbilden und wandern nicht – wie bei anderen Wirbeltieren – bis unter die Schulterblätter. Ein überaus erstaunlicher Vorgang und bislang vollkommen einzigartig im Tierreich, wie das Forschungsteams um den Wissenschaftler Hiroshi Nagashima belegte, das diese Studie im Zentrum für Entwicklungsbiologie in Kobe durchführte und die Ergebnisse renommierten im Fachmagazin “Science” veröffentlichte.

Wer also bislang der Meinung war, dass wir über diese faszinierenden Lebewesen, die schon so viele Jahrmillionen vor uns den Planeten bevölkerten, so gut wie alles wüssten, der wird seine Lieblingsschildkröten in Zukunft vielleicht doch mit ganz anderen Augen betrachten.

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